Diese elfbisher getöteten Frauen haben eins gemeinsam, nämlich dass sie von ihren Partnern oder Expartnern umgebracht worden sind, und dass sie umgebracht wurden, weil sie Frauen sind. Das nennt man Femizid. Der Mord an einer Frau, weil sie eine Frau ist.
Zusätzlich zu den neun Morden bisher gab es noch 5 Mordversuche und schwere Gewalt. Die Zahl der Femizide stieg in Österreich in den letzten Jahren rasant, sie ist heute doppelt so hoch wie noch 2014. Österreich hat damit, was Gewalt an Frauen betrifft, den traurigen ersten Platz in Europa.
Der Grund für Femizide ist ein tief verankertes Besitzdenken. Der Mann sieht die Frau als sein Besitz, und wenn sie nicht so tut, wie er will, muss sie eben mit den Konsequenzen rechnen und wird im schlimmsten Fall getötet. Das ist ein strukturelles Problem.
Ein weiterer Grund ist das Patriachat. Manche Männer fühlen sich Frauen überlegen und Frauen stehen in der Rangordnung unter ihnen. Der Gedanke ist nicht nur in anderen Kulturen verbreitet und bei uns vor 100 Jahren, der ist immer noch tief verankert, wenn auch nur unbewusst. Natürlich kann das nicht verallgemeinert werden.
Warum ein Femizid kein Familiendrama ist
In den Nachrichten wird so etwas oft als Familientragödie, Beziehungsdrama oder Eifersuchtstat bezeichnet. Diese Begriffe verharmlosen aber was es wirklich ist, nämlich Mord. Wenn man hört „Fünf Tote bei Familiendrama“, könnte man meinen, fünf Menschen sind bei einem Unfall tragischerweise gestorben. Tatsächlich sind diese fünf Menschen aber vom Exfreund der Tochter erschossen worden.
Familiendrama oder Familientat macht das zu etwas Privatem, etwas das uns nichts angeht und uns auch nicht betrifft, weil unserer Familie das ja nicht passieren könnte. Ein Mord ist aber nichts, was jemanden passiert. Es ist kein Schicksal, dass einer Frau halt mal passieren kann. Es hat sich ein Mann aktiv entschieden, eine Frau umzubringen. Sie wurde nicht zufällig Opfer von etwas, sondern er hat ihr aktiv das Leben genommen.
Auch Eifersuchtstat ist das falsche Wort. Das suggeriert, die Frau hätte dem Mann Grund zur Eifersucht gegeben und sei damit mitschuldig. Beim Femizid geht es aber nicht um Eifersucht oder Streit. Es geht um das Besitzdenken des Mannes gegenüber der Frau.
Darum ist es so wichtig, wie über solche Taten gesprochen und berichtet wird. Es muss als das bezeichnet werden, was es ist, es darf nicht verharmlost werden. Nur so kann uns das Thema bewusst gemacht und das Problem gelöst werden. Die größte deutsche Nachrichtenagentur, die dpa, verwendet die Begriffe Beziehungsdrama und Familientragödie bewusst nicht mehr, damit der Mord an Frauen eben nicht mehr verharmlost und euphemisiert wird.
Zahlen
Heuer wurden bereits elf Frauen umgebracht, fünf weitere schwer verletzt bei Mordversuchen. Es gab bereits ca 4000 Betretungsverbote durch die Polizei. Das bedeutet, dass 1000 mal im Monat die Polizei ausrücken und zum Schutz einen Gefährder aus der Wohnung verweisen musste. Die gefährdende Person, darf danach für 14 Tage der Wohnung und dem Opfer nicht näher als 100 Meter annähern, das wird auch mind. einmal kontrolliert. Mehr zum Gewaltschutzgesetz könnt ihr in der 7. Folge hören oder in diesem Beitrag lesen.
Forderungen und Entwicklungen
In Österreich soll der Gewaltschutz jetzt verschärft werden. In Zukunft sollen Polizei, Staatsanwaltschaft und Opferschutzeinrichtungen besser zusammenarbeiten, damit das Risiko im Einzelfall besser abgeschätzt werden kann. Es soll mehr Prävention geben und Polizei und Staatsanwaltschaft sollen im Umgang mit Opfern besser geschult werden. Außerdem soll die Beweissicherung verbessert werden, so dass man künftig sofort weiß, ob jemand vorher schon auffällig wurde.
Diese Woche fand ein Gewaltschutzgipfel statt, es gibt aber laufend Gespräche und was dabei genau herauskommen wird ist noch offen.
Gefordert wird außerdem zum Beispiel Personenschutz für betroffene Frauen, damit so ewtas wie bei der Frau, die erstochen wurde während nach dem Partner gefahndet wurde, nicht mehr vorkommen kann.
Eine weitere Forderung ist Gewaltprävention schon ab dem Kindergarten. Kinder sollen lernen, wie sie mit Wut und Gewalt besser umgehen können, weil vor allem Buben ein anderer Umgang damit beigebracht als Mädchen. So soll dieses strukturelle Problem an den Wurzeln angegangen werden.
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